Barockes Erbe prägt Städte, Dörfer, Wälder und Felder
Damian Hugo von Schönborn war Fürstbischof von Speyer und residierte ab dem Jahr 1724 im Schloss Bruchsal. Zu seinem weltlichen Herrschaftsbereich – dem Hochstift Speyer - gehörte unter anderem das Gebiet des alten Landkreises Bruchsal.
Im Auftrag des Fürstbischofs entstanden ab 1725 die Schönborner Alleen, ein Wegesystem, das unsere Landschaft bis in die Gegenwart prägt. Das für die Barockzeit typisch symmetrische Raster hat die Form eines geometrischen Rechtecks. Ausgangspunkt ist die Mittelachse des Bruchsaler Schlossgartens. Von dort aus führt eine Hauptallee nach Westen (Grabener Allee bzw. heute Kammerforststraße), während eine zweite Hauptallee, beginnend ab dem heutigen Bruchsaler Mediamarkt-Kreisverkehr, nach Norden verläuft (Kronauer Allee). Darüber hinaus wurden Richtung Rhein zwölf und in Richtung Kurpfalz elf so genannte „Richtwege“ angelegt und mit laufenden Nummern versehen.
Das Wegenetz verbindet noch heute die Städte und Dörfer im alten Bruchsaler Landkreis (obere Lußhardt) und führt teilweise weit in das Gebiet der alten Kurpfalz (untere Lußhardt) hinein. Zu Schönborns Zeiten gelangte man über die im Lußhardtwald errichteten Wege vor allem auch zu dessen weiteren herrschaftlichen Anwesen. Zu nennen sind der Ökonomiehof mit Musterlandwirtschaft und Viehzucht in Altenbürg (heute Karlsdorf-Neuthard), die Sommerresidenz Schloss Kislau (heute Bad Schönborn) und die Eremitage Waghäusel, die als Jagdschloss diente.
Das historische Alleensystem beeinflusst selbst die modernen Straßenführungen und die Grundrisse der Dörfer in unserer Umgebung. In Bad Schönborn, Bruchsal, Forst, Graben-Neudorf, Karlsdorf-Neuthard, Kronau oder Waghäusel ist im Ortsbild offensichtlich, dass wichtige Straßen und Wege auf den ursprünglichen Trassen des Fürstbischofs angelegt sind. In Hambrücken und Ubstadt-Weiher sind Schönborns Wegeachsen zumindest erkennbar.